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Augsburg Startup – 9 Learnings aus einem Jahr amore augsburg

Anahit Chachatryan, Gründerin amore augsburg

Ich arbeite schon seit 6 Jahren selbstständig als Marketing-Beraterin und seit 13 Jahren als Journalistin. In dieser Zeit habe ich so viele Gespräche mit Startups, Freiberuflern, Freelancern, kleinen und mittelständischen Unternehmen geführt. Ihre Wünsche und Bedürfnisse in Bezug auf Marketing lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Wir müssen in Marketing investieren, aber es fehlt uns das Budget, die Zeit, das Personal und das Know-How.

So habe ich mich auf die Suche nach Lösungen begeben, wie lokale Unternehmen, Selbstständige und Startups Marketing-Maßnahmen für ihr Budget erhalten, die wirklich funktionieren. Die Geburtsstunde von: amore augsburg. Mitte November 2019 startete die Reise als Gründerin. Ich habe in diesem einen Jahr soviel gelernt, wie nie zuvor.

1. Learning: Achte darauf, wofür du deine Zeit aufwendest!

Jeder von uns hat es schon einmal erlebt: Man kniet sich in etwas voll rein, investiert viel Zeit und am Ende kommt nichts heraus. Wir haben uns zum Beispiel am Business-Plan verkünstelt, haben an Wettbewerben teilgenommen, bei denen wir schon von vornherein wussten, dass wir nicht gewinnen, uns bei Kunden mit der Aussicht auf eine „langfristige Zusammenarbeit“ voll reingehängt, die nur die Absicht hatten, günstiges Marketing abzustauben, und und und. Heute überlege ich mir ganz genau, wofür und für wen ich meine Zeit bereitstelle. Denn sie fehlt sonst an anderer Stelle.

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2. Learning: Mach‘ niemals etwas kostenlos! Es dankt dir keiner.

„Ihr seid doch ein Startup und müsst Referenzen sammeln. Lass uns doch einen kostenlosen Testlauf starten“ – Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich das am Anfang gehört habe. Deswegen dachte ich, es sei normal und habe mich in den ersten Monaten ab und zu darauf eingelassen. Hier mal ein kostenloser Instagram-Post, da mal eine kostenlose Beratungsstunde – ja fast schon aufopfernd und mit einem leichten Hang zum Helfersyndrom, war ich sofort zur Stelle.

Die bittere Wahrheit ist jedoch: Wenn du etwas kostenlos machst, dankt es dir kein Mensch. Heute schnüren wir unsere Pakete mit Content- und Social-Media-Marketing sowie Beratungsleistungen und Workshops so, dass wir unseren Kunden sehr gerne mal ein „Zuckerl“ obendrauf schenken. Unsere Kunden zeigen uns ihre Wertschätzung, indem sie Marketing-Pakete bei uns kaufen und wir zeigen ihnen unsere Dankbarkeit, indem wir in langfristige Kooperationen mit Rabatten und hin und wieder einem Zuckerl investieren.

3. Learning: Du gewöhnst dich an die Aufs und Abs.

Wir haben im März 2020 mit unseren Hosts, BARMER und Regus, ein großartiges TWG-Meetup auf die Beine gestellt mit über 120 Gästen. Ein Höhenflug. Ab jetzt die ganze Welt! Und plötzlich kam Corona. Ein Schlag ins Gesicht. Wir konnten keine Veranstaltungen mehr machen und hatten unsere Online-Marketing-Möglichkeiten noch nicht vermarktet. Ich war kurz davor amore augsburg aufzugeben, weil ich zeitgleich noch ein echt gutes Job-Angebot bekommen hatte.

Diese Höhenflüge und Niederlagen zehren ganz schön an der Substanz. In einem Moment sagt dir ein Kunde unverhofft für eine große Kampagne zu, im anderen Moment sagt einer ab, bei dem du viel Zeit und Arbeit investiert hast. Mal denkst du: ‚Ab jetzt geht alles bergauf.‘ Mal folgt ein Rückschlag auf den anderen. Nach einem Jahr weiß ich, dass es normal ist. Der Erfolg kommt in Wellen. Und irgendeine Lösung finden wir immer im amore-Team.

4. Learning: Lass‘ dir helfen!

„Ich bin die Ana. Ich bin eine starke Frau. Ich kann alles alleine“ – ganz schön unbedacht von mir so eine Attitude an den Tag zu legen, oder? Ich dachte, ich muss der Welt beweisen, was ich alles kann. Nach nur einem Jahr, kann ich über diese Einstellung nur schmunzeln. Denn ohne Unterstützung aus deinem Netzwerk kommst du einfach nicht voran. Punkt. Aus. Ende.

Ich erzähle mal ein Beispiel. Jeder, der mal ein Verkaufsgespräch mit mir geführt hat weiß: Ich bin die größte Vertriebsniete. Also musste ich etwas tun. Ich habe versucht mir einen Sales-Skript mit Online-Vertriebsgurus zu basteln, habe mir Tipps von YouTube-Gauklern angesehen und Podcasts angehört. Alles ohne einen signifikanten Erfolg.

Erst kürzlich kam die Erleuchtung: Ich brauche ein Vertriebscoaching. Durch mein Netzwerk habe ich auch schnell eine richtige Vertriebsexpertin gefunden: Dagmar Rohde. Der Effekt ist unglaublich. Nach nur zwei Coaching-Stunden habe ich direkt ein Paket für 10.000 Euro und ein Paket für 3.000 Euro verkauft. Verrückt!

5. Learning: Trenne Sympathie und Geschäft

Der Hauptgrund, warum ich mich selbstständig gemacht habe, ist weder ehrenhaft noch erfüllt er das Image einer Visionärin. Ich wollte schlicht und einfach aussuchen können, mit wem ich zusammenarbeite und mit wem nicht. Das geht so lange gut, wie ich nur in meiner Funktion als Marketing-Beraterin tätig bin.

Mit amore augsburg bin ich an eine große Grenze für mich gestoßen. Was machst du, wenn du dich menschlich super gut mit jemandem verstehst, aber die Zusammenarbeit absolut nicht läuft? Und zwar so gar nicht. Missverständnisse, aneinander vorbeireden – bis wir die Kooperation mit schwerem Herzen beendet haben. Es hat sich so angefühlt, wie zwei Eisenbahnschienen, die niemals zueinander finden, sondern immer parallel laufen werden.

Man kann Menschen sympathisch finden, aber nicht mit ihnen zusammenarbeiten können. Das war mir neu – auch, wenn es naiv klingt. Umgekehrt herum können Kooperationen gut laufen, auch wenn man das Gegenüber nicht unbedingt zum Geburtstag einladen würde. So habe ich gelernt, dass man Sympathie und Geschäft doch voneinander trennen sollte. Das fällt mir bisher am schwersten.

6. Learning: Es ist voll okay Fehler zu machen.

Ich wurde von Stephanie Schuhknecht, Mitglied des Landtags und unter anderem zuständig für Gründerthemen, zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Eine schöne Ehre – denn so eine Einladung ist nicht alltäglich. Doch bei der Podiumsdiskussion hat mein Mund plötzlich auf Autopilot geschaltet. Es kamen teilweise Sätze heraus wie: „Manche Startups sollten auch aufhören“. Oder zur Frage, ob es mehr Förderungen geben sollte: „Ich habe da eine ganz klare Meinung: Wenn das Geschäftsmodell nicht funktioniert, funktioniert auch eine staatliche Förderung nicht“. Peinlich!

Was ich mit der ersten Aussage meinte, ist, dass wir eine neue Fehlerkultur brauchen und es überhaupt nicht schlimm ist, dass manche Startups ihre Idee an der richtigen Stelle aufgeben und neue Wege gehen, neue Startups gründen, schnell lernen, schnell entscheiden. Mit der Aussage zur Förderung meinte ich eigentlich, dass wir neben der finanziellen Förderung auch erfahrene Mentoren als Teil der Förderung brauchen, die beim Aufbau des Geschäftsmodells unterstützen.

Naja, nun verstehe ich zumindest, wie es dazu kommt, dass manche Menschen im Fernsehen einen Totalausfall haben. Ich könnte jetzt mit Ausreden daherkommen wie: „Ich war überarbeitet und übermüdet“, „Das war eine ungewohnte Situation und ich war aufgeregt“ etc. Tatsache ist jedoch: Es ist vollkommen in Ordnung, Fehler zu machen. Und damit sollten gerade wir Gründer:innen viel offener umgehen und auch mal über uns lachen.

7. Learning: Demut tut gut!

Wir Startups sehen uns häufig als Visionäre, Vorreiter, Weltverbesserer. Unter Gleichgesinnten träumen und philosophieren wir darüber, die Wirtschaft zu verändern und unsere Branche zu revolutionieren. Think Big ist angesagt! Dabei tut es auch einfach mal gut, realistisch zu denken. Etwas Demut zu zeigen. Denn die Wahrheit ist: Wir sind Träumer und befinden uns auf der Reise zu unseren Visionen noch ganz am Anfang: mit kleinen Unternehmen, kleinen Umsätzen, kleinen Schritten. Immerhin in die richtige Richtung und darauf kommt es an.

8. Learning: Das Team ist alles.

Du kannst der krasseste Fachmensch sein, die geilsten Verkaufsgespräche führen, das zukunftsweisende Geschäftsmodell entwickeln – aber: Alleine kommst du nicht weiter. Gerade in den herausfordernden Momenten, ist es wichtig, ein gutes Team um sich herum zu haben. Vielen Dank, dass ihr amore augsburg begleitet (habt): Sarah Lay, Marcus Lange, Steffen Illium, Stefanie Höpler, Rosanna Khachatryan, Zhanna Perez, Sarah Herrmann, Anna Fabian, unser Netzwerk und natürlich, danke Mama! Es ist so schön, wenn die Familie einen nicht nur bestärkt, sondern auch aktiv an der Umsetzung mithilft.

9. Learning: Sei dankbar und sag‘ es auch. Immer und immer wieder.

Dankbarkeit ist eine Liebeserklärung an die Arbeit, an die Welt, an das Leben. Ich mache mir jeden morgen bewusst, wofür ich dankbar bin. Und so möchte ich die Gelegenheit nutzen, um meinen Mentorinnen und Mentoren zu danken, insbesondere meinen beiden Onkeln, die mit ihrem unternehmerischen Geschick meine Vorbilder sind. Ich bedanke mich bei allen unseren Unterstützern aus dem Netzwerk, die uns weiterempfohlen haben und immer da waren, wenn wir sie gebraucht haben. Und zu guter Letzt danke ich all den treuen Kunden, die uns nun über ein Jahr begleitet haben, insbesondere unseren TWG-Partnern und Carina Assmann, die uns als Host durch alle Meetups hinweg begleitet hat. Dankeschön!

Foto Credits: Stefanie Höpler

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Verfasst von Anahit Chachatryan

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