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Peerigon – Vom Semesterprojekt zum 20-Köpfigen IT-Unternehmen Gründer Michael Jaser und Stephan Batteiger bei auxgefragt

Nachhaltigkeit als Verkaufsargument, das „d“ in der Stellenbeschreibung, „weil man das halt so macht“ – Für viele Unternehmen ist die Wertekommunikation zur reinen Marketing- und Employer-Branding-Sache geworden. Im Fokus: Mitarbeiter:innen gewinnen und Produkte sowie Dienstleistungen verkaufen. Mit der Peerigon GmbH haben wir ein Augsburger IT-Unternehmen gefunden, das die eigenen Unternehmenswerte auch wirklich lebt. Die Gründungsmitglieder Michael Jaser und Stephan Batteiger geben uns einen Blick hinter die Kulissen bei „auxgefragt“.

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1. Wie kam es zur Gründung der Peerigon GmbH? Und wer steckt dahinter?

Michael: Wir – Johannes Ewald, Matthias Jahn, Paul Torka, Stephan Batteiger und Michael Jaser – haben uns im Studium kennengelernt. Damals wollten wir gemeinsam typische Probleme im Leben von Studierenden lösen. Schließlich standen wir wie viele unserer Kommiliton:innen vor Fragen wie: „Wer hat schon wieder nicht geputzt?”, oder: „Wer hat den letzten Einkauf ausgelegt?” Das kann schon herausfordernd sein. Wir wollten eine Lösung dafür finden. Die Challenge damals: Wie kann man durch Software das Zusammenleben in Wohngemeinschaften verbessern?

Dafür haben wir im Rahmen mehrerer Semesterprojekte unsere webbasierte Software roomieplanet entwickelt. Challenge erfolgreich gemeistert. Unsere Professoren und Nutzer:innen waren begeistert! Da lag die Gründung nahe und so haben wir uns für das EXIST-Stipendium, später auch für das Flügge Stipendium beworben und beide bekommen. Somit hatten wir 2012 die notwendige Zeit und finanzielle Unterstützung, unser Unternehmen offiziell zu gründen und die Grundlagen unserer heutigen Unternehmenskultur zu entwickeln.


 

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2. Warum brauchen wir Peerigon in Augsburg?

Stephan: Wir sind ein bunt gemischtes Team, haben aber alle ähnliche Ziele und Werte, zum Beispiel eine partizipative Arbeitskultur, nachhaltiges Handeln für uns und unsere Umwelt und den gemeinsamen Willen Diversität gerade im IT Sektor voranzutreiben. Unser Ziel ist es, einen Arbeitsplatz schaffen, an dem sich jede:r wohl fühlt und wir uns frei entfalten können: fachlich, aber vor allem auch menschlich. Wir begleiten unsere Kund:innen dabei, ihre Visionen zu realisieren und lieben es, den technologischen Fortschritt aktiv mitzugestalten und unser Wissen weiterzugeben.

3. Mittlerweile schreiben sich viele Unternehmen Nachhaltigkeit auf die Fahne, weil sich das besser verkaufen lässt. Wie ernst nehmt ihr Nachhaltigkeit bei Peerigon wirklich?

Stephan: Speziell in unserem Bereich spielt die „digitale Nachhaltigkeit“ eine große Rolle. Sie beginnt beim Programmieren, beinhaltet die Förderung von wiederverwendbarem und performantem Source Code und endet beim Betrieb unserer Infrastruktur.

Darüber hinaus haben wir schon immer auf Regionalität und Ökologie Wert gelegt. Vor ein paar Jahren haben wir für uns Nachhaltigkeitsstandards entwickelt. Diese helfen und bestärken uns darin, Entscheidungen zu treffen. Wir haben eine Inventur vom gesamten Unternehmen gemacht: von unseren Arbeitsgeräten, gesunder Verpflegung, recycle- und wiederverwendbarem Merchandising, Förderung von Fahrrädern bis hin zur CO2 Kompensation bei Geschäftsreisen. Dabei versuchen wir von Jahr zu Jahr weniger CO2 zu verursachen und das, was wir nicht reduzieren können, werden wir mit einem regionalen Klimapartner in Zukunft kompensieren, so dass Peerigon schon bald CO2-neutral sein wird.

Doch wir möchten noch einen Schritt weiter gehen: Wir wollen uns “B Corp” zertifizieren lassen und damit unterstreichen, dass wir nicht nur monetär wirtschaftlich sein möchten, sondern auch einen Mehrwert für die Gesellschaft leisten und soziale sowie ökologische Probleme lösen möchten.

4. Ihr habt die Charta der Vielfalt unterschrieben – was ist das, wie passt es mit einem IT-Unternehmen zusammen wo viele junge weiße Männer arbeiten und wie lebt Peerigon Diversität?

Michael: Die IT-Branche ist männerlastig, wie man ja allein an unserem rein männlichen Gründerteam sehen kann. Inzwischen sind über ein Drittel der Mitarbeiter:innen weiblich. Wir wurden durch die Web-Community schon sehr früh für das Thema Diversität sensibilisiert und gehen das Thema schon länger aktiv an. Ohne aktiv etwas zu tun, wird man kein diverses Team aufbauen. 

Mit der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt wollen wir ein Zeichen setzen, dass uns Diversität im Arbeitsalltag wirklich am Herzen liegt und wir nicht nur ein „d” in die Jobausschreibung packen oder gendern, weil man das inzwischen „halt so macht”.

– Michael Jaser

Für uns steht fest, dass Diversität weder abhakbar noch fertigzustellen ist. Deswegen hat unsere Diversity Passion Group unter anderem die Aufgabe, das gesamte Unternehmen zu betrachten, Ungleichheit und Barrieren aufzudecken und abzubauen. Zusätzlich fördern wir Projekte wie “Women Who Code” oder natürlich den GirlsDay

5. Ihr habt mittlerweile über 20 Mitarbeiter:innen, wie schafft ihr es, dass alle zufrieden sind?

Michael: Wir legen viel Wert auf Zwischenmenschlichkeit und Transparenz. Bei Peerigon kommt jede:r zu Wort und wird ernst genommen. Bei unseren Weekly Meetings und dem Monthly Brunch nehmen wir uns bewusst die Zeit um nicht nur über Projekte und Unternehmensinternes zu sprechen, sondern auch über Themen, die uns am Herzen liegen. Außerdem sind wir viel auf Konferenzen und Meetups unterwegs oder treffen uns, um die wöchentliche Stunde Sport auf Arbeitszeit gemeinsam beim Joggen oder Bouldern zu verbringen.

Wichtig ist uns auch eine Unternehmenskultur, die remote friendly und agil ausgerichtet ist. Alle Informationen werden digital bereitgestellt und aktuell gehalten. So sind auch diejenigen „up to date“, die man nicht jeden Tag an der Kaffeemaschine trifft. Bei unserem letzten Projekt, dem Relaunch unserer Website, war im Laufe dieses Jahres fast jede:r aus dem Team mal mitbeteiligt – remote, agil und gut strukturiert. Wir sind stolz auf das gemeinsam gestaltete Endergebnis. Denn wir hatten die Chance, nach Herzenslust Dinge frei auszuprobieren und auf die neuesten Technologien zu setzen.

6. Die Arbeit soll heute fair, gerecht und dann auch noch sinnvoll sein. Wie begegnet ihr diesen Anforderungen der Berufswelt?

Stephan: Jeder Mensch möchte glücklich sein. Das gilt im Privaten, sowie im Beruflichen. Die Vorstellung darüber, wie eine perfekte Berufswelt aussieht, kann sehr unterschiedlich ausfallen. Partizipation und der damit verbundene Diskurs schafft gegenseitiges Verständnis und bringt diese Vorstellungen näher zusammen. 

Alle unsere Mitarbeiter:innen können sich aktiv einbringen. So fahren wir beispielsweise einmal im Jahr zu unseren Strategietagen. Hier arbeiten wir gemeinsam an den Unternehmenszielen für das kommende Jahr. Zudem haben wir eine Organisationsplattform, auf der Ideen eingebracht werden können und ein Austausch stattfindet. Ist eine Idee komplexer, gründen wir eine “Passion Group” aus Leuten mit diversen Meinungen, die sich für das Thema begeistern. So entwickeln wir uns ständig weiter – hin zu einem gerechten und sinnstiftenden Unternehmen.


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7. Ihr habt ethische Standards bei der Auswahl eurer Kunden und Projekte. Wie kamt ihr dazu und wie werden diese eingesetzt?

Michael: Da wir nicht auf bestimmte Branchen fokussiert sind, bekommen wir immer wieder mal Anfragen von Firmen, die uns erstmal irritieren. Ein gutes Beispiel dafür ist die Rüstungsindustrie. Die berechtigte Frage aus dem Team lautete damals: “Wollen wir wirklich für die Rüstungsindustrie arbeiten?” Das konnten wir als Team deutlich verneinen.

Die Berücksichtigung ethischer Standards bei der Auswahl von Projekten ist im Detail sehr komplex. Firmenkonstrukte sind heute oft undurchsichtig. Oft dürfen beziehungsweise wollen viele Unternehmen auch nicht die benötigte Information für eine fundierte Entscheidung liefern. Dafür haben einen “Quick Check” etabliert, mit dem wir innerhalb weniger Stunden offensichtliche Missmatches mit unseren Kriterien abgleichen können. Wenn wir dabei etwas Auffälliges finden, gehen wir in die Tiefe und dann auch sehr schnell in den Dialog. Manche Kund:innen finden es befremdlich, wenn sie vom Dienstleister erstmal Fragen gestellt bekommen. Wir haben aber auch schon sehr positives Feedback im Sinne von „endlich fragt mal wer” bekommen. 

Für unser Kund:innen ist es ja auch wichtig, dass hinter ihren Projekten ein Team steht, das davon überzeugt ist, anstatt bei der täglichen Arbeit mit ethischen Konflikten zu ringen. Und für unsere Teammitglieder beinhaltet es im besten Fall die Möglichkeit, während der Arbeitszeit einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Das sind genau die Projekte, die wir aktiv suchen, wie die Web-App “Ausbildungsplaner Pflege”. Wir haben mit unserem Kunden QUESAP den aufwendigen und papierlastigen Prozess der Pflegeausbildung vollständig digitalisiert. Das reduziert den Verwaltungsaufwand und ermöglicht mehr Zeit für eigentliche Ausbildung. Ein weiteres gutes Beispiel sind die Panama Papers, bei deren digitaler Aufbereitung und Veröffentlichung wir unseren langjährigen Kunden Süddeutschen Zeitung unterstützt haben.

8. Ein Unternehmen, das viel Wert legt auf das Zwischenmenschliche: Wie schaut denn die Zusammenarbeit mit euren Kund:innen aus?

Michael: Softwareentwicklung ist vor allem Kommunikation. Meist starten wir mit gemeinsamen Workshops, um die Ziele und Anforderungen unserer Kund:innen zu verstehen. Dann entwickeln wir gemeinsam das Feature-Set für das MVP (Minimal Viable Product) und machen darauf basierend eine Budgetempfehlung. Die Umsetzung erfolgt dann agil, in einem individuell abgestimmten Workflow. 

Wichtig ist uns dabei immer, direkt zu sein und auch mal unbequeme Dinge anzusprechen. Letztlich sind wir ja auch nur dann happy, wenn unsere Kund:innen happy sind. Und wenn die gemeinsame Basis und das Vertrauen da sind, kann man echt richtig was runterrocken. 

9. Nach über 10 Jahren Peerigon Was hast Du gelernt?

Stephan: Zur Gründungszeit wurde uns geraten, dass wir nicht mit Freunden gründen sollten, und, dass Ideale etwas für Träumer seien, dass Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Datenschutz der erfolgreichen Gründung entgegenstehen. Heute weiß ich, dass wir immer noch Freunde sind und unsere Ideale nicht verkaufen mussten. Viel mehr: Wir haben viele Mitstreiter:innen gefunden, die unsere Werte, Visionen und Begeisterung für Webentwicklung teilen. Ein buntes Team – mit dem es jeden Tag aufs Neue Spaß macht, neue Technologien auszuprobieren, um die Ecke zu denken und komplexe Themen zu knacken. Die Freude an der Arbeit und Zusammenarbeit ist nach über 10 Jahren geblieben. So kann es weitergehen!


 

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Foto-Credits: Martin Augsburger

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Verfasst von Anahit Chachatryan

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